Das Salzburg vor 1.300 Jahren ist mit dem Salzburg von 2024 nicht vergleichbar. Kleine bäuerliche Siedlungen prägten das Land, die Arbeit war körperlich fordernd und die Menschen waren Krankheiten und der Natur in einem viel größeren Maß als heute ausgeliefert. Bildung gab es nur für den Adel oder im Kloster. In dieser Zeit kam Erentrudis nach Salzburg. In ihrer Heimat soll sie bereits Erfahrungen im Klosterleben gesammelt haben. Rupert setzte sie dann auch als erste Äbtissin im Kloster Nonnberg, dem ältesten durchgängig besetzten Frauenkloster nördlich der Alpen, ein. Rund vier Jahre verbrachte sie in Salzburg. Sie starb vermutlich um 718.
Heiligenkult und Wunder
Schon bald nach dem Tod von Erentrudis sind Wunder an ihrem Grab am Nonnberg überliefert. Eine Legende aus dem 14. Jahrhundert berichtet etwa von der Heilung Kaiser Heinrichs II. nach einer Wallfahrt zu ihrem Grab. Das beflügelte den Erentrudis-Kult. Seinen Höhepunkt erlebte dieser Kult in der Barockzeit. Seit 1624 befindet sich ein Teil ihrer sterblichen Überreste in einem silbernen Schrein am Nonnberg. Damals wurde der Reliquienschrein in Auftrag von Erzbischof Paris Lodron in einer Prozession durch die Stadt getragen. Seither gilt Erentrudis als „Salzburger Landesmutter". Offiziell heilig gesprochen wurde sie aber nie – jedoch seit dem 8. Jahrhundert als solche verehrt.
Haslauer: „Fest für ganz Salzburg."
Salzburg gedenkt am 8. September 2024 in einem großen Festakt der Heiligen Erentrudis zur Ernennung als Landesmutter. Landeshauptmann Wilfried Haslauer betont im Vorfeld: „Ihr Wirken und die ihr zugeschriebenen Wunder waren und sind für viele Menschen im Bundesland ein Vorbild im christlichen Glauben. Erentrudis hat einen ganz besonderen Platz in unserer Geschichte und diesen möchten wir am 8. September in den Mittelpunkt stellen – gemeinsam mit dem Stift Nonnberg, der Erzdiözese - sowie den Salzburgerinnen und Salzburgern und ganz viel Volkskultur", so Haslauer.
Eckpunkte Heilige Erentrudis
- Gedenktag: 30. Juni (Todestag) und 4. September (Tag der Translation)
- Ikonografische Darstellung: Als Äbtissin mit einem Kirchenmodell, teilweise mit flammenden Herzen und Kreuz.
- Früheste Quellen zu Erentrudis sind in der „Notitia Arnonis" (aus dem späten 8. Jahrhundert) zu finden. Dort wird sie als Begleiterin Ruperts beschrieben.
- Der Chronist Caesarius aus dem 13. und 14. Jahrhundert hielt die hohe Gelehrsamkeit von Erentrudis fest. Weiteres beschrieb er unter anderem ihre Nächstenliebe, ihre Gastfreundschaft, ihre Kenntnisse in Arznei- und Heilkunde und die vorbildhafte Pflege der Armen und Kranken.
- Größter Teil der Reliquien seit 1316/18 am Nonnberg zur Verehrung dargeboten. Seit 1624 befinden sich die sterblichen Überreste in einem silbernen Schrein.
- Seither wird das Erentrudisfest alle 100 Jahre – mit Ausnahme 1824 – im September mit besonderen religiösen Zeremonien begangen. Zuletzt war dies 1924 vom 3. September bis 11. September der Fall.
- Der weibliche Vorname Erentrudis erfreut sich in der Gegenwart keiner Popularität. Laut Landesstatistik wurde in Österreich seit 1984 kein Mädchen mehr nach der Salzburger Landesmutter benannt.
REP_240816_90 (msc/mel)